Nachdenkliches zum Selbstbestimmungsgesetz swap_horiz

LGBTQ+ - Theorie oder entwicklungspsychologische Erkenntnisse


Ich stehe vor ca. 40 Schulleitern und Schulleiterinnen. Auf den hinteren Bänken wird bereits eifrig nach meinem Namen gegoogelt. Das Thema ist heikel: Transsexualität. Wie ich später erfahre, gibt es an manchen Schulen 10 und mehr Fälle von Schülerinnen und Schülern, die sich als Trans*, gender-fluid oder nicht-binär zu erkennen geben. Während Menschen, die sich als transsexuell bezeichnen, häufig an ihrem Körper leiden, verbinden Personen, die sich mit dem Begriff Trans*, gender-fluid oder nicht-binär bezeichnen, mit ihrem Erleben kein direktes Leiden. Nicht-binär Empfindende wollen sich nicht der Zweigeschlechtlichkeit des Mann- und Frauseins zuordnen, und bei gender-fluiden Personen wechselt das Geschlechtserleben einmal hin zu einem eher männlichen, dann wieder hin zu einem mehr weiblichen Empfinden, oder sie befinden sich irgendwo dazwischen. Schwierig wird es für die Pädagoginnen und Pädagogen aber dann, wenn Menschen, die so empfinden, an die Schule herantreten und mit einem neuen Vornamen angesprochen werden wollen. Glaubt man einer statistischen Erhebung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus dem Jahr 2017, dann wünschen sich 72,65% dieser Menschen einen neuen Vornamen, der nicht im Personenstandsregister eingetragen ist. Noch heikler wird es, wenn nicht einmal Eltern wissen, dass sich ihr Kind einen von seinem biologischen Geschlecht abweichenden Namen im Raum der Schule zulegt.

Aus den Rückfragen zu meinem Vortrag ergibt sich schnell, dass selbst Schulleiter vom Narrativ der LGBTQ+-Bewegung ausgehen. Eine Lehrerin, die selbst einem christlichen Orden angehört, sagt, dass es doch viele Geschlechter gäbe und dass doch jeder der sein solle, der er sein möchte. – Leider entspricht diese Erfahrung eher der Regel als der Ausnahme. Daher hier nun einige Gedanken zum Thema „Transsexualität“, die in Gemeinden, Jugendarbeit und auch an Schulen oder Kindergärten eine Ordnung in dieses unübersichtliche Thema bringen können. Denn immerhin, so meint der Kinder- und Jugendpsychiater Alexander Korte, geht es um viel. Es geht um Verantwortung für Kinder und Jugendliche. Und es steht viel auf dem Spiel, wenn Kinder oder Jugendliche sagen, dass sie sich mit ihrem biologischen Geschlecht nicht wohl fühlen. Gerade dort, meint Korte, wo mit dem Thema leichtfertig umgegangen wird, blendet man die Schwierigkeiten aus, mit denen Menschen konfrontiert werden, die sich auf den Weg einer Geschlechtsumwandlung machen. Er fordert mit Blick auf ca. 80-90% von diesen Kindern und Jugendlichen, die am Ende doch ihr biologisches Geschlecht annehmen, das Offenhalten der Entwicklung.

Seine Forderung kann aber erst verstanden werden, wenn man sich mit den entwicklungspsychologischen Hintergründen der Geschlechtsentwicklung beschäftigt. Unstrittig ist, sagt die Biologie, dass der Mensch als biologisch weiblich oder männlich geboren wird. Als Frau oder als Mann geboren zu sein, heißt aber nicht, sich als Frau oder als Mann zu fühlen. Die Entwicklungspsychologie weiß daher, dass der Mensch vor der Aufgabe der emotionalen und kognitiven Aneignung seines Geschlechtes steht. Erst dann, wenn das emotionale und kognitive Ja mit dem biologischen Geschlecht in Einklang gebracht ist, kann von einer ausgebildeten Geschlechtsidentität oder Kerngeschlechtlichkeit gesprochen werden. Dieser Prozess der Aneignung verläuft in unterschiedlichen Phasen und Altersabschnitten, vor allem in Kindheit und Jugend. In der Kindheit ordnet sich das Kind meist den Personen zu, die seinem Geschlecht entsprechen. Die Evolutionspsychologie weist darauf hin, dass das Kind hierbei nicht nur typische Verhaltensweisen von Frauen oder von Männern übernimmt, sondern dass es seine Umwelt auch provoziert, ihm in einer bestimmten geschlechtlichen Weise zu begegnen. Die Wahrnehmung des eigenen Geschlechts ist zwischen dem 4. und 5. Lebensjahr abgeschlossen. Dann erst kann ein Kind wahrnehmen, dass es morgen und übermorgen den gleichen Geschlechtskörper haben wird. Gleichzeitig kann es wahrnehmen, dass sich sein Geschlechtskörper auch dann nicht verändert, wenn es sich verkleidet, also in der Fantasie in eine andere Person schlüpft. Bei wenigen Kindern ist der Prozess erst mit dem 8ten Lebensjahr abgeschlossen. Es liegt also auf der Hand, dass es im Zuge dieses Aneignungsprozesses zu Fragen und Zweifeln kommen kann. Da es aber derzeit keinen genetischen Beleg gibt, dass die emotionale und kognitive Einstellung zum biologischen Geschlechtskörper angeboren sei, ist es unhaltbar, davon zu sprechen, ein Mensch sei im falschen Körper geboren. Darauf wird selbst in den Therapieleitlinien zur Behandlung von Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Jugendalter von Seiten behandelnder Kinder- und Jugendpsychiater verwiesen.

Mit Eintritt der Pubertät oder, wie neuere Untersuchungen zeigen, bereits im Ausgang des Grundschulalters wird der biologische Körper erneut zur Herausforderung. Die Psychologie, die sich mit der Entwicklung des Menschen befasst, sagt, dass der Jugendliche vor der Aufgabe steht, seinen Körper neu zu bewohnen. Dies ist keine einfache Aufgabe, denn bereits in der Grundschule entwickelt sich in Mädchen und in Jungen das Bewusstsein für einen bestimmten Idealkörper. Nach diesem Ideal müssen Jungs schlank und muskulös und Mädchen müssen schlank und schön sein. Vor allem Mädchen stehen mit Eintritt der Pubertät vor einer schwierigen Aufgabe. Denn ihr Körperfettanteil nimmt zwischen 8 und 22% zu, manche Mädchen leiden unter der Brustentwicklung, und die Regelblutung wird von 33% als unangenehm empfunden. Wissenschaftliche Beobachtungen unter Mädchen, die in der Adoleszenz eine romantische Beziehung eingehen, weisen sogar darauf hin, dass Mädchen in solchen Beziehungen stärker an ihrem Körper leiden als solche, die sich nicht in einer romantischen Beziehung befinden. Während die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper bei jungen Männern mit ca. 16 Jahren abzunehmen beginnt, wächst er bei jungen Frauen bis in die letzten Schuljahre stetig an.

Allein diese sehr knappen Fakten zeigen, dass der Weg zur Geschlechtsentwicklung mit Fragen und Zweifeln behaftet ist. Erschreckend ist, dass diese bekannten Erkenntnisse kaum oder nicht in die Sexualpädagogik einfließen. Im Gegenteil. Liest man etwa die WHO-Standards zur Sexualpädagogik, dann wird dort bereits Kindern im Alter zwischen 4 und 6 Jahren beigebracht, dass es unterschiedliche Geschlechter gibt. Dass damit nicht allein der Unterschied zwischen „Frau“ und „Mann“ gemeint ist, wird dem klar, der etwa zum Buch „Mädchen und Jungen in der KiTa“ greift, das von Tim Rohrmann und Christa Wanzeck-Sielert inzwischen in der 3. aktualisierten Auflage erschienen ist. Dort ist zu lesen, dass Geschlecht und geschlechtliche Vielfalt unter Jungs und Mädchen vor allem dann Top-Down beeinflusst werden muss, wenn diese sich in ihre Geschlechtsgruppen zurückziehen, um sich in ihrer je eigenen biologischen Geschlechtlichkeit zu erziehen. Dass es dabei eher um eine Verunsicherungspädagogik geht, als darum, Kinder in der sensiblen Phase ihrer Geschlechtsentwicklung zu begleiten, kann in entsprechenden Grundlagenwerken der Gender-Pädagogik nachgeschlagen werden.

Ob diese Art der Pädagogik dazu führt, dass derzeit immer mehr junge Frauen bei Kinder- und Jugendpsychiatern vorstellig werden, weil sie keine Übereinstimmung mit ihrem biologischen Geschlecht empfinden, muss offenbleiben. Jedoch beobachten Mediziner aller westlichen Nationen einen Anstieg im Bereich Transsexualität. In England wird ein Anstieg von nahe 7000% beobachtet, in Kanada liegt der Anstieg zwischen 680 und 1050%. Zwar sind die konkreten Zahlen vergleichsweise klein, jedoch muss man unterscheiden: Während die jungen Menschen, die unter einer Geschlechtsinkongruenz oder einer Geschlechtsdysphorie leiden, bei ca. 1% aller Jugendlichen liegen, machen diejenigen, die sich als nicht-binär, trans* oder gender-fluid bezeichnen, inzwischen 4 – 5% der Jugendlichen aus. Auffallend ist, dass der Trend eher bei Mädchen zu beobachten ist als bei Jungen. Das ist untypisch. Bislang lag die Zahl der von Transsexualität Betroffenen bei 2/3 Männern und 1/3 Frauen. Was zum starken Anstieg vor allem unter jungen Frauen geführt hat, darüber kann bislang nur spekuliert werden. Einige Wissenschaftler sagen, dies hänge mit den Medien und einer Philosophie zusammen, die sagt, dass der Geschlechtskörper des Menschen frei beschreibbar wäre. Eltern berichten, dass sich betroffene Jugendliche in Internet-Foren bewegen, in denen das Thema Transsexualität beworben wird. Manche Psychologen vermuten, dass die Transsexualität junger Frauen mit der schwierigeren Aneignung des weiblichen Geschlechtskörpers zusammenhängt. Soziologen, die sich mit gesellschaftlichen Trends beschäftigen, schreiben die Veränderung dem zunehmenden Einfluss der LGBTQ+ Bewegung zu, die in der Öffentlichkeit und in den Medien größere Aufmerksamkeit bekommt. Keine dieser Annahmen konnte bislang bestätigt werden, denn die Wissenschaft braucht Zeit, diesen Trend zu erforschen.

Wie dem auch sei, der Zuspruch unter Jugendlichen zur LGBTQ+-Bewegung schlägt sich inzwischen in beeindruckenden Zahlen nieder. Sind es in der Generation X (zwischen 1965 – 1980 Geborene) noch 3,8 Prozent, die sich dieser Richtung zurechnen, so genießt die Bewegung bei der Generation „Millenials“ (zwischen 1981 – 1996 Geborene) einen Zuspruch von 9,1 %. In der jungen Generation (zwischen 1997 – 2002 Geborene) sind es sogar 15,9%. – Wie kann darauf in der Jugendarbeit, in Gemeinden und an Schulen reagiert werden? Dazu einige handlungsleitende Fragen und Herausforderungen:

Entwicklungspsychologie ist wichtig für die Pädagogik

Kinder und Jugendliche müssen vor allem in den sensiblen Phasen ihrer Geschlechtsentwicklung pädagogisch begleitet werden. Auch wenn es Menschen gibt, die an ihrem biologischen Geschlecht leiden, so sagt diese Zahl noch nichts darüber aus, ob diese Kinder oder Jugendlichen den Weg bis zur operativen Geschlechtsumwandlung gehen. Immerhin gehen zwischen 80 und 90 % von ihnen diesen Weg nicht bis zum Ende, was die Frage aufwirft: Wie versöhnen sich diese Kinder und Jugendlichen mit ihrem biologischen Geschlecht? Welchen Prozess der Geschlechtsaneignung gehen sie und welche Konflikte bewältigen sie auf diesem Weg? Dass es Konflikte auf diesem Weg geben kann, davon spricht nicht nur der oben skizzierte Hintergrund, das wird auch in der Sexualwissenschaft und von Sexualtherapeuten diskutiert. Dort wehrt man sich gegen den Trend, dass jeder, der mit den Normen der Psychiatrie Konflikte im Bereich des Geschlechts aufzudecken wagt, als transphob bezeichnet wird. – Sicher kann diese Arbeit nicht von Pädagogen und Pädagoginnen geleistet werden. Dazu braucht es Forschung, die in die Hände von Fachleuten gehört. Da es aber eine nicht mindere Zahl von Menschen gibt, die sich mit ihrem biologischen Geschlecht versöhnen, gäbe es allen Grund, solche Forschung auch politisch anzuschieben.


Entwicklungspsychologische Erkenntnisse müssen pädagogisch ausgewertet und in sexualpädagogisch brauchbare Konzepte überführt werden

Wie erwähnt, kennt man viele Gründe, warum sich vor allem junge Frauen ab der Pubertät mit der Aneignung ihres Geschlechtskörpers schwer tun. Entlang dieser Daten können Konzepte zur Körperaneignung vor und ab der Pubertät entwickelt werden. Vor allem muss in der Pädagogik ein Raum geschaffen werden, in dem junge Menschen offen über die Schwierigkeiten reden können, vor denen sie bei der Aneignung ihres Körpers stehen.

Gemeinsam mit den Eltern

Inzwischen ist die Zurückhaltung beim Thema „Transsexualität“ nicht nur bei wenigen Kinder- und Jugendpsychiatern angekommen, sondern auch im Deutschem Ärzteblatt. Das mahnt in seiner Ausgabe vom Oktober 2023 zur Vorsicht bei der Gabe von Pubertätsblockern. Das sind Medikamente, die den Eintritt der Pubertät hinauszögern sollen. Gleichzeitig verweist das Blatt in verschiedenen Artikeln immer wieder auf die Tatsache hin, dass es oft die Eltern sind, die sich durch die Gabe solcher Medikamente die Lösung des Problems beim Kind oder Jugendlichen erhoffen. Es ist verständlich, dass die Eltern sich in einer Notlage befinden. Daher ist in eine begleitende Elternarbeit zu investieren. Die Herausforderung sollte aber nicht nur auf Fachleute abgeschoben werden, sondern sollte auch von der Gemeinde getragen werden. Denn oft fühlen sich die Eltern mit solchen Fragen alleingelassen. Nicht selten schämen sie sich oder sprechen darüber mit niemandem. Ist es daher nicht höchste Zeit, bei diesem Thema für mehr Offenheit zu sorgen, damit Eltern auf diesem schweren Weg begleitet werden?

Über die Schönheit der Geschlechter sprechen

Von einer betroffenen Frau, die einige Zeit als Mann gelebt und wieder zu ihrem Frausein zurückgefunden hat, weiß ich, dass sie weniger durch eine Therapie zur Annahme ihres Frauseins fand, sondern durch das Wort Gottes. Dort entdeckte sie das Geheimnis der Schönheit des Frauseins, wie es sich Gott gedacht hat. In Gemeinden ist man heute aber vorsichtig geworden, von der Ebenbildlichkeit zu sprechen, die Gott in das Frau- und Mannsein gelegt hat. Wäre es nicht aber Zeit, auf Theologie zurückzugreifen, die diese Schönheit jenseits von Diskriminierung und Abwertung verkündet? Natürlich sind das keine einfachen Themen. So braucht es neben einer theologischen Durchdringung auch die philosophische Auseinandersetzung mit dem Thema. Die Personen, die dies leisten können, und entsprechende Literatur sind vorhanden. Doch welche theologische Hochschule traut sich an diese Themen heran?

Menschen, die leiden, begleiten

Neben allen präventiven Maßnahmen, die jungen Menschen in ihrer Geschlechtsentwicklung Sicherheit geben sollen, muss auch an die gedacht werden, die an ihrem biologischen Geschlecht leiden. In Zahlen sind dies etwas 1% der Kinder und Jugendlichen. Dabei ist es wichtig, dass Gemeinde Kenntnis über die psychiatrische Begleitung von solchen Menschen hat.

Grob skizziert, steht am Beginn der Begleitung die Diagnosestellung, die Differenzialdiagnose und die Feststellung der Kranheitswertigkeit, also die Frage nach dem Leiden am biologischen Geschlecht. Durch Differenzialdiagnose muss ausgeschlossen werden, dass es sich nicht um eine sexuelle Reifungskrise handelt oder um eine nicht-heterosexuelle Orientierung. Genauso muss abgeklärt werden, ob eine Persönlichkeitsstörung vorliegt oder eine psychotische Verkennung der Geschlechtsidentität. Auch andere Formen von sexuellen Phänomenen, wie der fetischistische Transvestismus, müssen ausgeschlossen werden. Erst nach Abschluss dieses Diagnoseprozesse kann evtl. eine Alltagserprobung angebahnt werden. Das ist eine Phase, in der das Kind oder der Jugendliche in seinem Wunschgeschlecht lebt und sich folglich auch einen anderen Vornamen gibt. Diese Alltagserprobung muss dann gut begleitet werden, um das Kind oder den Jugendlichen z.B. vor Stigmatisierungen zu schützen.

Eine Zusammenarbeit der Eltern mit der Gemeinde, der Schule oder der Jugendarbeit wäre hier wünschenswert. Doch auch hierfür fehlen bislang die Konzepte. Denn wie soll in Gemeinde und Jugendarbeit mit solchen leidenden Kindern und Jugendlichen umgegangen werden? Und wie kann auch für sie, trotz des Leidens, aber angesichts der Tatsache, dass 80 – 90% dieser Menschen am Ende ihr biologisches Geschlecht annehmen, der Entwicklungsraum offengehalten werden? – Weitere Fragen ergeben sich aus der Alltagserprobung z.B. für Freizeiten oder Ferienlager. Denn wo soll das Kind oder der Jugendliche untergebracht werden, ohne dass sich ein anderes Mädchen oder ein anderer Junge in seiner Intimsphäre gestört fühlt? Und schließlich: Wie kann mit der Verunsicherung in Bezug auf die Geschlechtsentwicklung sexualpädagogisch bei denen umgegangen werden, die nicht leiden, sich aber ebenfalls mit der Aneignung ihrer Geschlechtsidentität auseinandersetzen?

Kindschutz beachten

Immer wieder hören wir von Lehrerinnen und Lehrern, dass Kinder oder Jugendliche sich einen von ihrem biologischen Geschlecht abweichenden Vornamen wünschen, die Eltern aber nichts davon wissen. Den wenigstens Pädagoginnen und Pädagogen ist klar, dass hier der Kindschutz berührt wird. Denn immerhin zeigt das Kind oder der Jugendliche durch diesen Wunsch an, dass es sich in einem Konflikt mit seinem biologischen Geschlecht befindet. Die Vornamensänderung also ohne Kenntnis der Eltern vorzunehmen, ist daher nicht regelkonform. Vielmehr müssen die Eltern informiert werden. Denn sie sind es, die für das Wohl des Kindes erste Verantwortung tragen. – Gemeinden sind daher gehalten, diese Frage bei der Erstellung eines Kindschutzkonzeptes zu berücksichtigen.

Die Liste der Fragen ist nicht abschließend. Sie zeigt aber auf ein Problem, dem mit diesen Fragen nur ungenügend begegnet wird. Daher arbeiten wir als Institution an verschiedenen Konzepten der Prävention. So haben wir in diesem Jahr begonnen, ein Konzept der Körperintegration für die Sexualpädagogik zu entwickeln. Abgeschlossen ist das Konzept für Jungen, das Konzept für Mädchen befindet sich in der Ausarbeitung. Gleichzeitig bieten wir Eltern Beratung an, betreiben, wo wir dürfen, Aufklärung an Schulen und in Gemeinden. Mehr als die Weitergabe von Informationen liegt uns aber die Ausbildung von Sexualpädagoginnen und Sexualpädagogen am Herzen. Hierbei erleben wir aber, dass viele vor einem solchen Ausbildungsweg zurückschrecken. Denn dieser braucht Zeit, wie die lange Liste der Fragen sicher deutlich macht. – Die Liste führt uns aber auch vor Augen: Kinder und Jugendliche haben verdient, dass Gemeinden und Jugendarbeit in einer von Verunsicherung geprägten Welt zu einem sicheren Ort für die Herausbildung ihrer Geschlechtsidentität werden.