Beratung - Frau- & Mannsein swap_horiz

Für Menschen, die Konflikte mit ihrem Frau- oder ihrem Mannsein kennen

  • Frauen und Männer, die in Beziehungen keine Sicherheit empfinden, die daher mit Verlassenheitsängsten, Scham und Misstrauen zu kämpfen haben;
  • Frauen und Männer, die sich in Beziehungen gefangen fühlen oder leicht in Abhängigkeiten geraten oder glauben, sich für andere immer aufopfern zu müssen;
  • Frauen und Männer, die glauben, auf der Suche nach einem Partner niemals ans Ziel zu kommen, und die sich dann sozial isoliert und vom Leben vergessen fühlen;
  • Frauen und Männer, die Schwierigkeiten im Umgang mit Grenzen haben. Die entweder selbst keine Grenzen setzen können, oder die mit Grenzen anderer nur schwer umgehen können;
  • Frauen und Männer, die zu Unterwerfung, Selbstaufopferung neigen oder immerzu nach Anerkennung streben müssen, was zu einer Überforderung und ständigen Anspannung führt.

Ratsuchende mit Konflikten in ihrem Frau- oder ihrem Mannsein sehen sich häufig zwei zentralen Problemen gegenüber:

  • Sie haben durch ihre besondere Lebensgeschichte das Empfinden ausgebildet, dass sie keine eigene Persönlichkeit haben dürfen. Sie sahen sich einem Anpassungsdruck oder Zwang ausgesetzt, ein ganz bestimmtes Frau- oder Mannsein verwirklichen zu müssen. Als Reaktion darauf haben sie entweder eine angepasste Identität entwickelt, unter der sie leiden, oder sie probieren ständig eine neue Identität aus, von der sie sich die Erfüllung ihres Personseins erhoffen. Sie verfügen daher nicht über eine eigenständig ausgehandelte Identität, die dort entsteht, wo Eltern und Pflegepersonen einem Menschen Raum geben, sich nach den eigenen Kräften, Gaben und gemäß der eigenen Kreativität zu entwickeln.
  • Ein zweites zentrales Problem finden wir bei Frauen und Männern, die sich als Erwachsene in Beziehungen begrenzt, eingeengt und gefangen fühlen. Sie haben oft das Empfinden, dass sie keinen Raum in einer Beziehung haben, und dass sie anderen Menschen, vor allem Beziehungspartnern, nicht vertrauen können. Andere plagt die Angst, für den Partner keine Bedeutung zu haben, was häufig mit der Furcht verbunden ist, vom anderen verlassen werden zu können. Häufig haben diese Menschen in der Vergangenheit Beziehungen nicht halt- und sicherheitsgebend erlebt und kennen nicht das Gefühl, in einer Beziehung nach Hause kommen zu können.


Wie entstehen Krisen im Frau- oder im Mannsein?

Damit ist schon angedeutet: Eine Krise im Personsein bildet sich im Menschen entlang der subjektiven Erfahrung früherer Beziehungen aus, in denen der Mensch auf der einen Seite Halt und Sicherheit gesucht hat, und auf der anderen Seite als Person wertgeschätzt und bestätigt werden wollte.

Krisen des eigenen Personseins können wir verstehen, wenn wir uns vor Augen führen, dass ein heranwachsender Mensch in Beziehungen nicht nur Wärme, Halt und Sicherheit sucht. Denn die Suche nach Halt und Sicherheit ist immer mit dem Wunsch nach Halt und Sicherheit für das eigene Personsein verbunden. So beinhaltet jede erlebte Sicherheit in einer Beziehung nicht nur die Botschaft: „Du kannst mir vertrauen“, sondern sie beinhaltet auch die Botschaft: „Du, als Person, bist willkommen und wertgeschätzt!“.

Ein solches Vertrauen in Beziehungen und eine solche Wertschätzung der eigenen Person wird in der Entwicklung vor allem dann im Menschen ausgebildet, wo er in seinem Alltag Frustrationen erlebt. Dabei handelt es sich bei Frustrationen nicht um psychische Verletzungen, sondern ergeben sich aus der Tatsache, dass jeder Mensch mit der alltäglichen Tatsache zurecht kommen muss, dass es neben seinen Bedürfnissen auch die Bedürfnisse anderer Menschen gibt. Dass er selbst zwar begabt ist, aber nur über einen begrenzten Schatz von Talenten verfügt. Dass er als Person zwar einzigartig ist, dass aber auch andere Menschen einzigartig sind.

Für die Entwicklung von Vertrauen in Beziehungen und Selbstwert für die eigene Person ist es nun aber wichtig, wie Mutter, Vater und andere wichtige Pflegepersonen dem Kind durch die Bewältigung von Frustrationen helfen. So gibt es vor allem zwei entscheidende Arten von Frustrationen, die sich auf das innere Erleben von Beziehung und Selbstsein auswirken.

  • Die Frustrationen von Beziehungsbedürfnissen, die dem Menschen vermitteln, dass er angenommen, bei anderen willkommen, dass er für andere interessant ist etc.
  • Die Frustration von Personbedürfnissen, entlang derer der Mensch sein Selbstsein, seine Begabung, die Attraktivität seines Personseins etc. feststellt.

Für einen Menschen macht es einen Unterschied, ob ihm durch die Frustration eines Beziehungsbedürfnisses oder Personbedürfnisses von Eltern und Pflegepersonen geholfen wird oder nicht.

  • So entwickelt ein Kind, dem durch Beziehungsbedürfnisse geholfen wird, das Empfinden: Auch wenn ich in einem Augenblick nicht alle Aufmerksamkeit meiner Eltern erfahren habe, weil gerade ein anderes Familienmitglied Beachtung benötigte, so weiss ich doch, dass mir meine Eltern gern alle Aufmerksamkeit der Welt geben würden, wenn sie es gerade geben könnten. In einem Kind, dem nicht geholfen wird, bleibt dagegen das Empfinden zurück: ich bin für andere nicht wichtig, ich kann anderen nicht vertrauen, andere sind launisch, und ich muss erst ihre Laune besänftigen, wenn ich Aufmerksamkeit haben will etc.
  • Ein Kind, dem durch die Frustration von Personbedürfnissen geholfen wird, entwickelt das Empfinden: Auch wenn meine Mutter oder mein Vater gesehen hat, wie ich in einer Sache, die ich versucht habe, gescheitert bin, habe ich in ihren Augen durch die Art, wie sie mit meiner Niederlage umgegangen sind, auch gesehen, dass sie an meine individuellen Begabungen und Stärken glauben. Das ermöglicht mir, zu meinen Grenzen zu stehen und mich als Person zu erproben. - In einem Kind, das diese Erfahrung nicht macht, bildet sich dagegen zum Beispiel der Glaube aus: Wenn ich nicht alles kann, bin ich für andere nichts wert. Als Person bin ich nur etwas, wenn ich perfekt bin.

Die moderne Bindungsforschung, die Mentalisierungsforschung und die Hirnforschung können heute belegen, dass sich in einem Menschen, der mit seinen Pflegepersonen Frustrationen aktiv bewältigen kann, ein Muster und Schema der Hoffnung ausbildet, auch andere Krisensituationen des Lebens bewältigen zu können. Und in Menschen, die bei der Verarbeitung von Frustrationen allein gelassen wurden, sich Muster und Schemata der Hoffnungslosigkeit genauso ausbilden, wie ein grundsätzlicher Zweifel an Beziehungen und an sich selbst.

Dass die hier angedeutete Herausbildung von Mustern und Schemata der Hoffnung und des Zweifels in Wirklichkeit noch komplexer ist, soll an dieser Stelle nur durch die Tatsache angedeutet werden, dass jedes Mädchen und jeder Junge in der Erziehung nicht nur einem Geschlecht begegnet, sondern immer Mutter und Vater, und in Mutter und Vater schon immer einer Art, wie Frauen mit mir als Mann oder Frau umgehen, oder wie Männer mit mir als Frau oder Mann umgehen. Aus dieser Tatsache ergibt sich, dass der Mensch sehr viele unterschiedliche Muster und Schemata in sich ausbildet, die uns als Frauen oder als Männer Hoffnung machen, unsere Geschlechtlichkeit und Individualität anderen Frauen oder Männern anvertrauen zu können oder nicht.

Was wir hier als Muster oder Schemata bezeichnen, ist aber die Summe der Erfahrung, wie ich als Frau oder als Mann bei einer anderen Frau oder bei einem anderen Mann da sein darf. Wie ich ihr oder ihm meine Gaben zeigen darf. Wie ich mit ihm oder ihr Vertrauen leben kann. Oder: Was ich vor dem anderen von meiner Person verstecken muss, oder was ich in einer Beziehung zu einem Mann oder einer Frau zu leisten habe, um Annahme zu bekommen etc.

Diese Muster und Schemata werden durch die Art, wie uns vor allem durch Frustrationen geholfen wird, in das Gehirn eingebrannt, was durch bildgebende Verfahren der Hirnforschung heute belegbar ist. Der Vorteil solcher Muster und Schemata ist, dass sie das Leben vorhersagbar machen. Ihr Nachteil ist, dass sie, wenn sie einmal eingebrannt sind, nur sehr träge veränderbar sind. Da das menschliche Gehirn aber plastisch und damit für Veränderung offen ist, kann durch eine Beratung, in der ein Ratsuchender seine Muster und Schemata erkennt, eine Veränderung ihren Anfang nehmen. Dazu braucht jeder Ratsuchende nicht nur Mut, sein Leben zu verändern, sondern auch die Erfahrung von Beziehungen. Verändernde Beziehungen kann ein Mensch mit anderen Menschen, aber auch mit Gott erleben. (Was ist Beratung? Was ist Seelsorge?)