Reise zum Mannsein swap_horiz

Die etwas andere "Reise zum Mannsein"

In den letzten Jahren haben Männerseminare Konjunktur. Dort kommen Männer zusammen, um sich gegenseitig zu stärken, um sich gegenseitig in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und um männliche Tugenden auszubilden.

In unserer Arbeit begegnen wir allerdings Männern, die sich in diesen Männerseminaren fehl am Platz fühlen. Denn anders als die Männer, die durch die üblichen Männerseminare angesprochen werden, blicken sie nicht auf eine relativ stabile Entwicklung zurück. Ihnen ist ihr Mannsein auch nicht irgendwann zwischen dem dreißigsten und fünfzigsten Lebensjahr irgendwann abhanden gekommen. Denn sie hatten keine Chance, überhaupt ein Gefühl für ihr Mannsein zu entwickeln.

Für diese Männer, die meist schon früh in ihrem Leben Zurückweisung und Mangel an Bestätigung erlebt haben, und daher schon immer große Scham und Unsicherheit im Bezug auf ihr Mannsein erleben, haben wir die "Reise zum Mannsein" entwickelt. In der Entwicklung durften wir dabei viel von der Forschungsreise "Mannsein" lernen, einer Einrichtung in Deutschland.

Zu unserer "Reise zum Mannsein" laden wir Männer ein,

  • die in ihrem Leben schon immer viel Scham in Bezug auf ihr Mannsein erlebt haben,
  • die schon früh traumatisiert wurden durch Formen des Missbrauchs, Gewalt, Zurückweisung oder Vernachlässigung,
  • die sich im Zusammensein mit anderen Männern häufig schwertun, weil sie nicht wissen, wie sie andere Männer einschätzen sollen,
  • die dazu neigen, andere Männer zu bewundern und sich dabei selbst als minderwertig definieren,
  • die ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse noch schlecht wahrnehmen können,
  • die kaum etwas von ihren männlichen Bedürfnissen spüren und daher manchmal ein ängstliches oder zurückgezogenes Leben fern der Männerwelt führen,
  • die noch kaum ein eingeständiges Bild von ihrem Mannsein entwickelt haben und glauben, sie müssten ihr Mannsein nach der ein oder anderen männlichen Schablone leben,
  • die keine klare Wahrnehmung und Wertschätzung für ihre eigenen Stärken und Gaben haben,
  • die sich für ihre tatsächlichen oder vermeintlichen Schwächen schämen.

Was erlebt man auf der Reise?

Die "Reise zum Mannsein" umfasst 8 Wochenenden im Zeitraum von 2 Jahren. Damit wir jedem Mann gerecht werden können, reisen wir mit einer kleinen Gruppe von 12 Männern und einem Team erfahrener Seelsorger und Berater und Männern, die selbst den Weg der "Reise zum Mannsein" zurückgelegt haben.

Die "Reise zum Mannsein" ist zu allererst ein Ort, an dem jeder Mann nach Hause kommen darf. Ein Ort, an dem sich keiner für sein Mannsein schämen muss. Und ein Ort, an dem jeder Mann für sein Mannsein Unterstützung erhält.

Ein wichtiges Anliegen der Reise ist, dass jeder Mann den inneren Konflikt seines Mannseins versteht. Denn nicht die Seelsorger oder Berater sollen über das Mannsein des Mannes bestimmen, sondern der Mann selbst. Unsere Erfahrung ist, dass sich für Männer, die ihr eigenes Mannsein verstehen, die im Alltag empfundene Angst und Scham bereits vermindert.

Hat der Mann seinen Konflikt selbstverantwortet verstanden, dann wird ihm auch klar, was er im Leben will und wohin seine Reise gehen soll. Da er häufig jedoch nicht die Beziehung zu einem anderen Mann erlebt hat, der ihn auf seinem Weg unterstützt, ist uns die Gemeinschaft und die Gefährtenschaft mit anderen Männern wichtig. Denn kein Mann beginnt die Reise zu seinem Mannsein allein. Immer hat ein Mann andere Männer, die ihm zur Seite stehen. Mit ihnen kann er nicht nur das Abenteuer seines Mannseins wagen, sondern kann vor ihnen auch seine Ängste ausdrücken, die er bei den verschiedenen Schritten in sein Mannsein durchlebt.

Die "Reise zum Mannsein" versteht sich daher als unterstützende Gemeinschaft, als ein Band von Männern, die gemeinsam aufbrechen, um den Schatz des individuellen Mannseins für jeden einzelnen zu heben.

Wie arbeiten wir?

Wir arbeiten mit einem Modell des Konfliktes; denn ein Mann kann nur an dem wirklich nachhaltig arbeiten und verändern, was er zutiefst verstanden hat.

Wir arbeiten immer auch über den Körper und mit dem Körper; denn Gefühle entstehen nicht in Gedanken, sondern sind zuerst Äußerungen des Körpers.

Wir wollen die Leidenschaft des eigenen Mannseins erwecken. Daher konzentrieren wir uns nicht auf Vorträge und Diskussionen, sondern arbeiten erlebnisorientiert und so, dass jeder seine Emotionen entdecken und zeigen kann.

Da wir wissen, dass das Mannsein in der Gemeinschaft mit anderen Männern geboren und genährt wird, fördern wir das Miteinander in Zweier-Gefährtenschaften und im Arbeiten in kleinen Gruppen. Besonders wichtig ist uns dabei, dass wir lernen, unsere Scham zu überwinden und wirklich authentisch zu werden – im Blick auf uns selbst und in der Gemeinschaft.

Wir arbeiten also genauso kognitiv wie emotionsfokussiert, ressourcen- und resilienz-fördernd wie schamlösend, körperorientiert, gruppendynamisch, erlebnisorientiert.

Bevor ein Mann sich für die komplette Reise zum Mannsein verpflichtet, die den einen oder anderen auch überfordern kann, laden wir ihn zu einem Einsteigerwochenende ein, das wir Aggression und Wildheit als Kraft nennen! Dort kann man uns Mitarbeiter und unsere Arbeitsweisen kennenlernen. Das dient der Einschätzung, ob man die Voraussetzungen hat, um tatsächlich von der Reise zum Mannsein zu profitieren.

Auch für uns als Verantwortliche ist dieses vorbereitende Seminar sehr wichtig, um abschätzen zu können, ob die Reise von dem möglichen Teilnehmer voraussichtlich mit Gewinn durchlaufen werden kann.

M.A.L.E. - vier Worte, mit denen du dein Mannsein befragen kannst

Für die Reise zum Mannsein sind vier Stichworte tragend, die wir in der Abkürzung M.a.l.e. zusammengefasst haben: - Mannsein: authentisch – leidenschaftlich – erfüllend

Mannsein: was verstehst du unter Mannsein? Was ist dein Mannsein und zu welchem Mannsein willst du aufbrechen? Welchen Schwierigkeiten im Bereich männlicher Identität begegnest du in deinem Alltag? Was ist dein Weg, um diese Schwierigkeit zu überwinden und um deinem Mannsein näher zu kommen?

authentisch: Was bedeutet Authentizität nach innen? Was hält dich davon ab, mit dir selbst authentisch zu sein? Warum spalten wir Erlebnisse, Gefühle, Befürchtungen ab, ignorieren und verdrängen sie und wie kann es gelingen, dass wir uns in uns selbst auskennen, uns mit uns aussöhnen und uns unseren Schatten stellen? – Was bedeutet Authentizität nach außen, in Beziehungen (interpersonal)? Warum fällt es uns so schwer, in Beziehungen das zum Ausdruck zu bringen, was wirklich in uns vor sich geht? Wie können wir so authentisch werden, dass wir Beziehungen für uns erfüllend erleben und destruktive Verhaltensweisen (zum Beispiel der Kontrolle, des Rückzugs, der Inaktivität) hinter uns lassen zu können?

leidenschaftlich: Was macht aus einem männlichen Wesen einen leidenschaftlichen Mann? Wir meinen damit einen Mann, der sich einlassen und der sich abgrenzen kann, der sich seinen Gefühlen und Bedürfnissen stellt und sich ihrer nicht schämt, der dem Leiden nicht ausweicht, der die Realität nicht biegen sondern ihr ins Auge sehen möchte, der sich seinem Schatten stellt, der annehmen kann, der loslassen kann – blockierende Angewohnheiten genauso wie destruktive Beziehungen und lähmende Denkstrukturen. Was hindert Männer daran, in dieser Weise leidenschaftlich zu sein? Wie können sie den Kontakt zu ihrem leidenschaftlichen Kern wieder aufnehmen und darin wachsen?

erfüllend: Jeder Mensch sehnt sich nach Erfüllung – nach der Erfüllung seiner tiefen Wünsche und Sehnsüchte. Wenn wir uns als Männer aufmachen, Erfüllung zu erleben, so ist ein Grundsatz vorauszusetzen: es gibt Bedürfnisse, die unabdingbar sind und die erfüllt werden müssen, wenn wir kein verkrümmtes Leben leben oder verhindern wollen, dass sich die ungestillten Bedürfnisse in destruktiver Weise selbständig machen (z.B. Süchte). Daher müssen wir uns eingestehen: wir sind bedürftige Wesen und wir können es uns nicht aussuchen, ob wir Bedürfnisse haben oder nicht. Das macht uns schwach und angreifbar, öffnet gleichzeitig den Weg zum Nächsten. Wir müssen uns aber auch eine Grenze eingestehen: das Leben besteht auch aus Frustrationen und nicht jedes meiner vordergründigen Bedürfnisse verrät schon den Kern meines inneren Suchens. Daher gehört zur Auseinandersetzung mit der Erfüllung immer auch die Frage der Verantwortung und die Auseinandersetzung mit Frustrationen. (Beispiele für Bedürfnisbereiche: beziehungsorientiert, freundschaftlich, physisch, spirituell, handlungsbezogen, autonom, entspannend, selbstmitteilend)

Beziehung zu Jesus und Mannsein

Als Männer, die Jesus nachfolgen, glauben wir, dass Jesus in besonderer Weise zeigt, was Mannsein ist. Jesus war nicht angepasst. Im Gegenteil: Er hat sich nicht nur gegen die religiösen Führer seiner Zeit gestellt, sondern auch gegen jede religiöse Verkrümmung. Daher ist er selbst aufgebrochen, um seinem Vater in der Wüste zu begegnen. Er hat dort den Kampf gegen Versuchungen aufgenommen und hat sich nicht gescheut, in seinen Bedürfnissen konfrontiert zu werden.

Jesus hat den Kampf mit dem Leben und seiner Berufung gewagt. Schauen wir in das Evangelium, dann erblicken wir dort nicht das liebe Jesulein der Kinderbibel, der immer mit weißem Gewand durchs Leben gegangen ist. Vielmehr finden wir Jesus im Staub der Wüste, blutschwitzend und kämpfend im Garten, mit Peitsche im Tempel. Jesus war ein Kämpfer. Nicht aber ein Held, wie sie uns in Filmen gezeigt werden. Sondern einer, der Angst zugelassen hat, der das Gebet seiner Gefährten gebraucht hat, der den Vater um Hilfe angefleht hat.

In Jesus begegnen wir also dem Mann, der das Abenteuer des Lebens gewagt hat. Daher erzählt er in Bildern davon, dass das Leben ein Abenteuer ist, das wir wagen sollen. In ihm sollen wir unsere Talente nicht vergraben, sondern wagen. Denn nur wer das Gewicht seines Mannseins einsetzt, kann erleben, dass er etwas bewirken kann. Auch wenn das, was am Ende rauskommt, manchmal weit jenseits unserer Vorstellungen liegt.

In Jesus begegnen wir aber auch dem sanftmütigen Mann. Er vergewaltigt uns nicht. Zwingt uns nicht, sondern sagt: Kommt her zu mir, alle die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht. (vgl. Mt. 11, 30). Jesus zeigt uns mit diesen Worten, dass wir den Weg zu unserem Mannsein mit seiner Unterstützung finden können. Er gibt uns als Männern immer schon seine Gemeinschaft.

Daher lesen wir im Leben Jesu auch immer von Gemeinschaft. Ein Mann geht nicht allein. Er darf um Hilfe bitten. Er darf um die mitleidende Unterstützung bitten, was Jesus mit den Worten tut: "Wachet und betet mit mir!" (vgl. Mt. 26). Nicht aber nur die Gemeinschaft, in der einer die Last des anderen trägt, zeigt uns Jesus. Sondern auch die Gemeinschaft bei Tisch und die Gemeinschaft des Feierns, bei der er sich als der lebensspendende Herr offenbart und uns zeigt, wer wir wirklich sind: Seine Freunde.

Jesus zeigt uns aber auch, dass das, was am Ende unser Mannsein ist, ganz anders ist als das, was wir erwartet haben. So wird sein Mannsein und Menschsein am Ende offenbar am Kreuz. Dort hängt er, ausgestoßen, verachtet, zerrissen, einsam und doch hingegeben an den Vater, wenn er betet: "Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist!" (Lk. 23, 36) Und so zeigt uns Jesus, dass unsere Identität nicht in einem vermeintlich perfekten Mannsein seine Erfüllung findet, sondern in der Offenheit auf den Vater hin. Denn nicht in unseren Vorstellungen werden wir zum Mann geboren, sondern im Herzen Gottes wurden wir vor Anbeginn der Welt als Mann und Mensch gedacht. Daher werden wir uns nur finden, wenn wir die Bilder und die Vorstellungen unseres Mannseins loslassen, und uns dem öffnen, der uns näher ist, als wir uns selbst.

Jesus sagt also: Dein Mannsein ist ein Geheimnis. Auf der Reise zum Mannsein wollen wir jeden Mann einladen, zu diesem Geheimnis aufzubrechen, das im je eigenen Mannsein schon immer da ist. Dieses Mannsein umfasst aber all dein Gewordensein, deine ganze Geschichte, mitsamt allen Verletzungen, aber auch die göttliche Berufung, in die der himmlische Vater dein Mannsein gestellt hat.