Eltern-Netzwerk swap_horiz

Wenn das eigene Kind homosexuell, bisexuell, transexuell empfindet

Wenn das eigene Kind sich als homosexuell oder als bisexuell outet oder wenn es auf die Eltern zukommt, um ihnen zu sagen, dass es sich die Veränderung seines biologischen Geschlechtes wünscht, dann ist das für Eltern schwierig. Sicher leben wir heute in einer Welt, in der Homosexualität, Bisexualität oder Transsexualität scheinbar kein Problem mehr darstellen. Wenn aber das eigene Kind betroffen ist, dann verändert sich für Eltern oft alles.

Wir erleben es immer wieder: Von Eltern wird erwartet, dass sie die sexuelle Orientierung einfach annehmen. Kaum einer gesteht ihnen die Fragen zu, mit denen sie zu ringen haben. Folgende Fragen hören wir von Eltern immer wieder:

  • Was haben wir falsch gemacht? - Vor allem im christlichen Umfeld macht man es sich mit nicht-heterosexuellen Orientierungen sehr einfach. Man bringt es auf die Formel "Schwacher Vater, starke Mutter". Damit ist klar: Ist das Kind homo-, bi- oder transsexuell, dann sind daran die Eltern schuld. Was kaum einer weiß ist, dass wir bis heute kaum gesichertes Wissen darüber haben, wie das Phänomen der sexuellen Orientierung im Menschen entsteht. Sexualität ist ein komplexer Prozess, der sowohl im Biologischen, wie im Psychischen des Menschen verankert ist. - Und kaum einer weiss, dass Eltern Kinder zwar erziehen und ihnen Beziehung anbieten können; wie aber Kinder in ihrem Inneren Beziehung verarbeiten, welche Wahrnehmungen sie ausbilden, liegt nicht im Einflussbereich der Eltern. Kinder sind autonom und in ihrer Verarbeitung selbständig. Eltern sollten daher wissen, dass simple Antworten keine Lösung darstellen, und dass Selbstbeschuldigung sie in der Beziehung zu ihren Kindern nicht weiterbringt.
  • Wie lebt mein Kind, wenn es nicht-heterosexuell empfindet? - Für viele Eltern ist Homosexualität, Bisexualität oder Transsexualität auch mit der Vorstellung von einer Welt verbunden, in der Kinder Perversionen, Untreue u.a.m. ausgesetzt sind. All diese Vorstellungen werden geschürt von politisch motivierten Veröffentlichen, die nachweisen wollen, dass nicht-heterosexuelle Orientierungen pervers und krankmachend sind. - Eltern sollten immer bedenken, dass ihre Kinder nichts mit diesen Berichten zu tun haben. Denn ihre Kinder sind immer noch die Menschen, deren Aufwachsen sie begleitet haben. Es sind immer noch die Menschen, die sie geliebt haben und hoffentlich weiter lieben. - Daher ist es wichtig, dass Eltern nicht das über Jahre aufgebaute Vertrauen in ihr Kind verlieren.
  • Wie stehen wir jetzt vor der Umwelt da? - Eltern, deren Kinder sich outen, haben oft vor der Reaktion der Umwelt Angst. Sie wissen nicht, wie sie sie nun von der Verwandtschaft angesehen werden und wissen auch nicht, was die christliche Gemeinde, zu der sie vielleicht gehören, über sie denkt. Manche Eltern machen auch die Erfahrung, dass über sie geredet wird oder haben das empfinden, schräg angeschaut zu werden. So empfinden Eltern, dass sie mit all ihren Fragen absolut allein dastehen und fühlen sich diskriminiert. - Eltern müssen lernen, in einer Selbstverständlichkeit mit der Orientierung ihrer Kinder umzugehen. Sie dürfen aber in der Erfahrung der eigenen Diskriminierung etwas von dem Minderheiten-Stress und der Stigmatisierung verstehen, denen ihre Kinder schon über Jahre ausgesetzt sind. - Letztlich kann dies Eltern und Kinder auch näher bringen.
  • Was machen wir nun mit unseren Zukunftshoffnungen? - Eltern haben den selbstverständlichen Wunsch, dass aus der Partnerschaft ihrer Kinder Nachkommen erwachsen. Eltern freuen sich auf die Lebensphase, wenn sie als Mütter und Väter zu Großeltern werden dürfen. Diese Zukunftshoffnung stirbt aber, wenn Kinder sich mit einer nicht-heterosexuellen Orientierung outen. Daher stehen Eltern vor der Aufgabe, von diesen Hoffnungen Abschied zu nehmen. Das ist mit Trauerarbeit verbunden. Trauerarbeit ist immer mit der Anerkennung eines Verlustes, dem Umgang mit Enttäuschung und dem Finden neuer Hoffnung verbunden. Das aber ist ein Weg, der Zeit braucht. - Eltern müssen daher Raum haben, um mit ihrer Enttäuschung umgehen zu dürfen. Sie müssen einen Ort haben, der ihnen erlaubt, mit ihren Gefühlen umzugehen, ohne dass sie damit ihre Kinder belasten müssen.
  • Was machen wir, wenn unsere Wertvorstellungen und die Wertvorstellung unserer Kinder auseinanderfallen? - Vor allem Eltern, die sich als Christen verstehen, sehen mit dem Outing ihrer Kinder ihre Wertvorstellungen in Frage gestellt. Eltern müssen daher lernen, dass sie ihre Wertvorstellungen auch weiterhin haben dürfen. Sicher dürfen sie diese auch weiter entwickeln, was aber nicht heisst, dass grundsätzliche Glaubenshaltungen einfach aufgegeben werden dürfen. So haben wir es oft erlebt, dass sich zwischen Eltern und Kindern eine Haltung der Toleranz und Akzeptanz entwickeln kann. Zur Entwicklung einer solchen Haltung sind alle Eltern dieser Welt herausgefordert. Denn Kinder entwickeln im Laufe des Lebens immer eigene Wertvorstellungen, die nicht mit denen des Elternhauses übereinstimmen müssen. Und auch diese Eltern schaffen es, zu ihren Kindern Beziehung zu halten. Die Basis dafür ist die Liebe, die stärker ist als jede Wertvorstellung.

Welche Hilfen bieten wir Eltern an

Um Eltern in all diesen Fragen zu begleiten, haben wir vor Jahren das sogenannte Netzwerk für Eltern gegründet. In ihm unterstützen wir Eltern aktiv bei der Bewältigung all der genannten Fragen. Unser Wunsch ist, dass Eltern eine neue Zukunftsperspektive aufbauen und dass sie eine auf Liebe basierte Beziehung zu ihren Kindern leben können. Im Netzwerk bieten wir folgende Hilfe an:

  • Beratung für Eltern, deren Kinder sich als homosexuell, bisexuell und transsexuell outen.
  • Tagungen für Eltern, in denen sie andere Eltern treffen, sich mit ihnen austauschen können.
  • Begegnung mit betroffenen Menschen, die aus dem Erleben ihrer Homosexualität, Bisexualität und Transexualität erzählen.
  • Unterstützung der Vernetzung von Eltern, damit die Isolation, die sie im Alltag empfinden, aufgebrochen werden kann, und gegenseitige Unterstützung, um mit Diskriminierungen und Spannungen umzugehen, die mit dem Outing ihrer Kinder verbunden sind.
  • Unterstützung in Fragen der Glaubenshaltung und Glaubenspraxis.
  • Gebetsnetzwerk von Eltern, um für ihre Anliegen und Alltagsnöte gegenseitig einzutreten.

Wir sind für sie als Eltern da!

Wir sind froh, dass sich in unserem Institut eine Mitarbeiterin besonders für die Eltern engagiert. Sie hat über die Jahre viele Erfahrungen in der Begleitung von Eltern, deren Kinder homosexuell, bisexuell und transsexuell empfinden, gesammelt. Sie hat viele Geschichten gehört, kennt unterschiedliche Problemlagen und ist eine kompetente Ansprechpartnerin und Begleiterin, vor allem im Bereich Trauer und Neuanfang. Wenn sie als betroffene Eltern Kontakt aufnehmen wollen, dann können sie das über die Email - Adresse dieser Mitarbeiterin tun. - h.wierk-klemm@idisb.de